Titel Bahrein Oman 2025
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Bahrain & Oman im September 2025: Klimakrise und Ressourcen prägen den Blick nach vorn

Lizenzartikel von Jürgen Dirrigl – Titelbild und alle nicht gekennzeichneten Bilder im Artikel : AMEPRES
Er hatte die Nacht in dem schmalen Lichtkegel einer Schreibtischlampe verbracht, die Papiere zugeordnet nach Gummibändern, die beschriftet waren mit Wasser, Energie, Häfen und Menschen. Auf dem Balkon des Gästehauses in Manama roch die Luft nach warmem Salz und Metall, und Rashid, 45, Sohn eines Hafenbeamten und inzwischen Sondergesandter des Königshauses für die Beziehungen zum Oman, sah hinunter auf die Bucht, wo die Positionslichter der Schiffe schwankten wie Atemzüge. In den Dossiers stachen nüchterne Wörter hervor: Kapazitäten, Defizite, Leitungen, Memoranden. Aber zwischen den Zeilen standen Gesichter. Fischer, die früher bei Flut hinausfuhren und heute auf die Flossen ihrer Netze starren. Schüler in Schuluniformen, die schon am frühen Morgen, noch vor der Schule, in klimatisierten Räumen ihre Aufgaben erledigen, weil die Straßen bereits kurz nach Sonnenaufgang wie Herdplatten glühen. Rashid blätterte, hielt an einer Seite inne, auf der nur ein Wort stand: „Gemeinsamkeit“. Er dachte an Maskat, an die Höflichkeit der omanischen Beamten, die nie etwas versprachen, was sie nicht halten konnten. Er dachte an das Meer dazwischen. Nicht als Grenze. Als Möglichkeit.

Die Schreibtischlampe begann zu flackern, als hätte sie selbst Mühe, die Nacht durchzuhalten. Das unstete Licht brachte Rashid noch tiefer in seine Gedanken. Mit einem stumpfen Bleistift zog er Linien auf eine Karte, die vor ihm lag: von Khalifa Bin Salman nach Sohar, von Hidd nach Duqm, und weiter nach innen, dorthin, wo Wasser zu Trinkwasser und Strom zu produktiver Zeit wird. Ein dünner Strich verband Entsalzungsanlagen mit Küstenzonen, ein anderer Transformatoren mit Wohnvierteln. Welche Projekte könnten Bahrain und der Oman gemeinsam anstoßen – Projekte, die sich nicht nur gut verkaufen lassen, sondern den Alltag der Menschen tatsächlich verbessern und dabei realistisch bleiben? Eine gemeinsame Forschungsstelle für „grüne Entsalzung“, die Salzlauge besser mischt und die Seegraswiesen schont. Ein maritimes Schutzfenster, das Wanderwege der Fische berücksichtigt und Fangzeiten fair regelt. Ein Netz aus Speicherprojekten und Reserveleitungen, das den Sommer zähmt. Dazu ein Programm, das jungen Leuten Perspektiven eröffnet: Stipendien, Praktika, Lehrjahre zwischen Werften und Labors. Während die Lampe weiter zitterte, sah Rashid, dass die Linien auf seiner Karte mehr waren als Skizzen von Infrastruktur. Es waren erste Antworten auf die Frage, wie zwei Länder aus ihren Ressourcen gemeinsame Stärke formen können.

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Bahrain und Oman, zwei Nachbarn am Golf – ein Blick auf ihre aktuelle Lage

BAHREIN

Bahrain wirkt von außen wie ein Land, das seinen Platz gefunden hat: ein kleines Inselkönigreich, fest verankert im Golf-Kooperationsrat, mit Manama als Finanzzentrum und der US-amerikanischen Fünften Flotte im Hafen. Doch unter der Oberfläche zeigen sich Brüche. Politisch hält die Monarchie die Fäden eng in der Hand. Das Königshaus verweist auf Stabilität, während Menschenrechtsorganisationen von eingeschränkten Freiheiten und politisch motivierten Urteilen berichten. Die große Amnestie des Jahres 2024 war ein Signal der Öffnung, doch sie änderte wenig an den Grundstrukturen.

Die wirtschaftliche Lage ist widersprüchlich. Einerseits profitiert Bahrain von Investitionen in Industrie, Tourismus und Finanzdienstleistungen. Die Modernisierung der Bapco-Raffinerie stärkt die Stellung im Energiesektor. Andererseits lasten hohe Staatsverschuldung, Defizite und steigende Refinanzierungskosten auf den öffentlichen Haushalten. Internationale Ratingagenturen wie S&P haben den Ausblick gesenkt und warnen vor Risiken, sollte die Konsolidierung nicht gelingen.

Im Inneren spürt die Bevölkerung die Spannungen in ganz praktischen Fragen: steigende Lebenshaltungskosten, Abhängigkeit von Subventionen und gleichzeitig die Sorge, dass Kürzungen soziale Unzufriedenheit verstärken könnten. Gesellschaftlich ist das Land gespalten. Die junge Generation fordert Chancen und Perspektiven, doch die politischen Spielräume bleiben eng.

Die ökologische Lage verschärft sich ebenfalls. Trinkwasser stammt fast vollständig aus Entsalzungsanlagen. Damit verbunden sind Probleme: hohe Energiekosten und Umweltrisiken durch die Salzlauge, die Küstenökosysteme belastet. Fischer berichten schon heute von geringeren Erträgen, während die Regierung nach technologischen Lösungen sucht.

Außenpolitisch bleibt Bahrain fest an der Seite Saudi-Arabiens und der USA. Die militärische Präsenz der Amerikaner macht das Land zu einem zentralen Pfeiler der Golf-Sicherheit. Doch diese Rolle birgt auch Risiken: Im Falle einer Eskalation mit dem Iran oder bei Spannungen im Roten Meer wäre Bahrain eines der ersten Ziele.

Insgesamt steht das Land also zwischen dem Anspruch, modern und diversifiziert zu sein, und der Realität eines kleinen Staates mit begrenzten Ressourcen und großen Verwundbarkeiten. Der kommende Weg hängt davon ab, ob die Regierung bereit ist, fiskalische Reformen konsequent umzusetzen, gesellschaftliche Teilhabe zuzulassen und ökologische Probleme nicht länger aufzuschieben.

OMAN

Oman hat sich in den letzten Jahren den Ruf bewahrt, der stille Vermittler der Region zu sein. Maskat setzt auf Neutralität, Ausgleich und Diplomatie, während andere Golfstaaten lauter auftreten. Diese Rolle gibt dem Land Gewicht, doch im Inneren ist der Druck spürbar. Die Bevölkerung wächst, die Ansprüche steigen, und gleichzeitig ist das Land finanziell anfälliger, seit die Öleinnahmen nicht mehr so üppig fließen wie früher.

Die politische Führung unter Sultan Haitham bin Tariq setzt auf Kontinuität und vorsichtige Reformen. Oman gilt weniger autoritär als andere Nachbarn, doch auch hier sind die Freiheiten begrenzt, und Proteste werden im Zweifel schnell eingehegt. Die Erwartungen an staatliche Jobs und Hilfen sind hoch, doch die Möglichkeiten des Staates, diese zu finanzieren, sind geringer als etwa in Kuwait oder Katar.

Wirtschaftlich setzt Oman auf den Ausbau der Häfen Duqm, Sohar und Salalah als Drehscheiben im internationalen Handel. Große Infrastrukturprojekte sollen Investoren anziehen, vor allem aus China und Indien. Gleichzeitig kämpft das Land mit Defiziten und einer hohen Staatsverschuldung, die nur durch internationale Kredite und Anleihen abgesichert wird. Der IWF mahnt regelmäßig Strukturreformen an, um die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren.

Im Alltag zeigt sich die Herausforderung in steigenden Lebenshaltungskosten, einer Jugendarbeitslosigkeit, die offiziell moderat, in der Realität aber spürbar ist, und in einer Bevölkerung, die zwischen Tradition und Moderne schwankt. Die jungen Leute in Muskat oder Nizwa wollen Perspektiven jenseits von Verwaltung und Ölsektor.

Ökologisch steht Oman wie Bahrain vor der doppelten Herausforderung: steigender Wasserknappheit und extremer Hitzeperioden. Auch hier sind Entsalzungsanlagen die Hauptquelle für Trinkwasser, und auch hier stellt sich die Frage, wie umweltfreundlich und nachhaltig diese betrieben werden können. Der Klimawandel macht sich sichtbar, vor allem durch Dürren im Landesinneren und stärkere Stürme an der Küste.

Außenpolitisch setzt Oman weiterhin auf seine traditionelle Rolle als Brückenbauer. Maskat pflegt gute Beziehungen zu Iran, zu den Golfstaaten, aber auch zu westlichen Partnern. Diese Haltung verschafft dem Land Spielräume, sie macht es aber zugleich anfällig, wenn die Konflikte in der Region eskalieren. In globalen Fragen versucht Oman, sich als logistisches Drehkreuz und Energiepartner zu positionieren, vor allem über LNG-Exporte.

Insgesamt zeigt sich Oman als Land im Übergang: diplomatisch wichtig, innenpolitisch stabil, aber finanziell fragil. Ob der Kurs in Richtung Diversifizierung und Modernisierung ausreicht, wird sich daran entscheiden, ob große Projekte wie der Hafen von Duqm wirklich zu Motoren einer breiteren Wirtschaft werden – oder ob sie Prestigeprojekte bleiben, die die Haushaltslage weiter belasten.

Zwei Monarchien am Golf – das parlamentarische Bahrain und der Oman mit seinen Räten

BAHREIN

Bahrain ist eine konstitutionelle Monarchie. Das bedeutet, es gibt zwar eine Verfassung, doch die Macht liegt im Kern bei der Herrscherfamilie Al-Khalifa. An der Spitze des Staates steht König Hamad bin Isa Al-Khalifa. Er ist Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und bestimmt die politische Richtung. Sein Sohn, Kronprinz Salman bin Hamad Al-Khalifa, ist gleichzeitig Premierminister. Damit sind die beiden höchsten Ämter im Staat in den Händen einer Familie konzentriert.

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König Hamad bin Isa Al-Khalifa

Das Parlament besteht formal aus zwei Kammern. Das Unterhaus, das sogenannte Abgeordnetenhaus, hat 40 Mitglieder, die alle vier Jahre direkt von der Bevölkerung gewählt werden. Allerdings ist der Einfluss dieser Kammer begrenzt. Gesetze, die dort beschlossen werden, müssen auch vom Oberhaus, dem Schura-Rat, bestätigt werden. Dieser Rat hat ebenfalls 40 Mitglieder – doch sie werden nicht gewählt, sondern direkt vom König ernannt. In der Praxis führt das dazu, dass der König in allen wichtigen Fragen das letzte Wort hat.

Politische Parteien sind in Bahrain seit 2005 verboten. Stattdessen gibt es sogenannte Gesellschaftsvereinigungen, die eine ähnliche Funktion haben. Diese Vereinigungen dürfen sich politisch äußern, haben aber nur eingeschränkten Handlungsspielraum. Kritische Gruppen, insbesondere solche, die der schiitischen Bevölkerungsmehrheit nahestehen, wurden in den letzten Jahren aufgelöst oder verboten. Opposition im klassischen Sinne existiert daher kaum.

Entscheidungen entstehen in Bahrain im engen Kreis des Königshauses und werden dann durch die Ministerien umgesetzt. Der Ministerrat, also das Kabinett, besteht überwiegend aus Mitgliedern der Herrscherfamilie oder aus Personen, die von ihr abhängig sind. Zwar gibt es auch unabhängige Fachminister, doch ihre Rolle bleibt zweitrangig. Die Entscheidungsfindung ist also stark zentralisiert und erlaubt nur wenig politische Mitbestimmung durch die Bevölkerung.

OMAN

Oman ist ebenfalls eine Monarchie, genauer gesagt eine absolute Monarchie. Staatsoberhaupt ist Sultan Haitham bin Tariq Al-Said, der seit 2020 regiert. Er vereint in seiner Person die wichtigsten Ämter: Er ist Staatsoberhaupt, Regierungschef, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und oberster Richter. Das bedeutet, dass nahezu alle zentralen Entscheidungen im Land direkt oder indirekt über ihn laufen.

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Foto: Prime Minister’s Office (GODL-India) – Sultan Haitham bin Tariq

Anders als in Bahrain gibt es in Oman keine klassische Trennung zwischen König und Premierminister. Der Sultan führt die Regierung selbst. Unterstützt wird er von Ministern, die er nach eigenem Ermessen einsetzt oder entlässt. Viele Schlüsselpositionen, etwa das Außenministerium oder das Finanzministerium, werden von Personen bekleidet, die der Herrscherfamilie eng verbunden sind.

Oman besitzt ein beratendes Parlament, den sogenannten Staatsrat (Majlis al-Dawla) und den Beratenden Rat (Majlis al-Shura). Der Majlis al-Shura ist eine gewählte Kammer, seine Mitglieder werden von der Bevölkerung gewählt. Doch die Befugnisse dieses Rates sind begrenzt: Er darf Vorschläge machen und Gesetze diskutieren, hat aber kein formales Vetorecht gegen Entscheidungen des Sultans oder der Regierung. Der Staatsrat wiederum ist vollständig vom Sultan ernannt.

Parteien sind auch in Oman verboten. Politische Organisationen dürfen nicht gegründet werden, und Wahlen zu politischen Parteien gibt es nicht. Stattdessen treten bei den Wahlen zum Beratenden Rat unabhängige Kandidaten an, die meist lokale Interessen vertreten. Politischer Wettbewerb im westlichen Sinn existiert daher nicht.

Die Entscheidungsfindung in Oman verläuft weitgehend über den Sultan und den Ministerrat. Dennoch gilt Oman in der Region als vergleichsweise offen, weil der Beratende Rat öffentliche Debatten ermöglicht und bestimmte Anliegen der Bevölkerung aufgreifen kann. Letztlich aber bleiben alle wesentlichen Weichenstellungen in der Hand des Herrschers.

Ein geteiltes Bahrain und ein ausgleichender Oman – Innenansichten zweier Staaten

BAHREIN

Die innere Lage in Bahrain wird bis heute von einem Grundkonflikt geprägt: der Spaltung zwischen der sunnitischen Herrscherfamilie und der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung. Besonders deutlich wurde dieser Konflikt während des Arabischen Frühlings im Jahr 2011. Damals gingen Zehntausende Menschen, überwiegend schiitische Bürger, auf die Straßen. Sie forderten mehr politische Rechte, ein Ende der Diskriminierung und eine stärkere Teilhabe an den staatlichen Institutionen. Die Demonstrationen konzentrierten sich auf den Perlenplatz in Manama, der schnell zum Symbol des Widerstands wurde. Die Regierung rief den Ausnahmezustand aus, ließ die Proteste mit Hilfe von Polizei und Armee niederschlagen und erhielt dabei militärische Unterstützung aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die über den Golf-Kooperationsrat Truppen entsandten. Hunderte Menschen wurden verhaftet, oppositionelle Vereinigungen verboten, und viele Aktivisten landeten vor Sondergerichten. Die Protestbewegung von 2011 ist damit zwar beendet worden, doch ihre Nachwirkungen prägen das gesellschaftliche Klima bis heute.

Rechtlich ist das Land stark zentralisiert. Das Justizwesen gilt formal als unabhängig, tatsächlich aber wird es durch die Exekutive kontrolliert. Besonders deutlich zeigt sich dies bei Prozessen gegen Oppositionelle oder Aktivisten. Internationale Organisationen berichten von politischen Gefangenen, die inhaftiert sind, weil sie Kritik geäußert haben. Gleichzeitig betont die Regierung, dass sie damit die Stabilität und Sicherheit des Landes schütze. Das Strafrecht ist streng, insbesondere bei Vergehen im Zusammenhang mit Demonstrationen, Veröffentlichungen im Internet oder Verstößen gegen das Versammlungsrecht.

Der Alltag in Bahrain ist geprägt von einer Mischung aus moderner Urbanität und konservativen Traditionen. In Manama dominieren gläserne Hochhäuser, Einkaufszentren und Hotels, während in kleineren Städten und Dörfern traditionelle Strukturen das Leben bestimmen. Viele Familien sind abhängig von staatlichen Leistungen, etwa Subventionen für Benzin oder Lebensmittel, und haben gleichzeitig Sorge, dass diese Unterstützung gekürzt wird.

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Das Bildungswesen ist ausgebaut, mit einer hohen Alphabetisierungsrate und einem dichten Netz an Schulen und Universitäten. Doch auch hier zeigen sich Unterschiede: Während private und internationale Schulen vor allem den wohlhabenderen Schichten offenstehen, sind die öffentlichen Schulen oft überlastet. Ein wachsendes Problem ist die Jugendarbeitslosigkeit. Viele junge Menschen finden keinen adäquaten Einstieg in den Arbeitsmarkt und bleiben dadurch länger abhängig von ihren Familien.

Im Gesundheitswesen hat Bahrain große Fortschritte gemacht, die Versorgung ist grundsätzlich solide. Doch in ländlichen Regionen klagen Bürger über schlechteren Zugang zu Spezialisten und moderner Ausstattung. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass das Land zwar in der Lage ist, schnell Maßnahmen umzusetzen, aber auch wie stark es auf internationale Lieferketten angewiesen ist.

OMAN

Im Oman ist die innere Lage von einem anderen Grundmuster bestimmt. Hier dominiert weniger der Gegensatz zwischen Herrschern und Bevölkerung als vielmehr die Herausforderung, ein Land mit stark unterschiedlichen Regionen zusammenzuhalten. Küstenstädte wie Maskat oder Salalah sind modernisiert, während das Landesinnere traditioneller bleibt. Das Sultanat setzt auf eine Politik des Ausgleichs, um unterschiedliche Stämme und Gemeinschaften einzubinden.

Die Rechtsordnung basiert auf einer Mischung aus modernen Gesetzen und islamischem Recht (Scharia). In der Praxis gilt: Politische Opposition ist kaum erlaubt, Kritik am Sultan oder der Regierung wird unterdrückt. Doch im Vergleich zu anderen Golfstaaten gilt der Umgang mit Dissens als weniger repressiv. Häufig werden Konflikte durch Vermittlung oder durch administrative Lösungen entschärft. Dennoch berichten Menschenrechtsorganisationen auch hier von Einschränkungen der Meinungsfreiheit und der Pressefreiheit.

Die Verwaltung des Alltags ist in Oman stark vom Staat geprägt. Öffentliche Stellen stellen nach wie vor den größten Arbeitgeber dar, insbesondere im Bildungssektor und im Gesundheitswesen. Bürger erwarten vom Staat eine Grundsicherung in Form von Arbeitsplätzen, Krediten und Unterstützungsprogrammen. Diese Erwartung ist tief verwurzelt, führt aber zu Spannungen, weil der Staat nicht mehr so großzügig verteilen kann wie früher.

Das Bildungssystem gilt als modernisiert, auch dank internationaler Kooperationen. Omanische Universitäten kooperieren mit westlichen Hochschulen, was den jungen Leuten Zugang zu einem breiteren Spektrum an Studiengängen gibt. Gleichzeitig bleibt der Übergang von Studium zu Beruf problematisch: Viele Absolventen finden keine adäquate Beschäftigung außerhalb des Staatsdienstes.

Im Gesundheitswesen ist die Versorgung grundsätzlich solide, allerdings stark konzentriert auf die Küstenregionen. In entlegenen Gebieten müssen Patienten oft lange Wege auf sich nehmen, um Spezialkliniken zu erreichen. Oman hat in den letzten Jahren verstärkt auf mobile Kliniken und Telemedizin gesetzt, um diese Lücke zu schließen.

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Gesellschaftlich ist Oman geprägt von einem vorsichtigen Spagat zwischen Tradition und Moderne. Während in Maskat Cafés, Einkaufszentren und Universitäten das Bild prägen, bleibt das Leben in vielen Regionen stark an traditionelle Strukturen gebunden. Frauen sind im öffentlichen Leben präsenter geworden, haben Zugang zu Bildung und Berufen, doch im Alltag bestehen weiterhin konservative Rollenmuster.

Die Wirtschaft Bahrains stolpert über ihre Verschuldung, während Oman langsam neue Grundlagen schafft

BAHREIN

Bahrains Wirtschaft steht auf zwei Beinen, die ungleich stark sind: einem breit ausgelegten Nicht-Öl-Sektor mit Finanzdienstleistungen, Logistik und Tourismus – und einem hochgewichtigen Energiesektor, der 2025 durch die Raffinerie-Modernisierung einen Schub erhalten soll. Der Internationale Währungsfonds (IWF) weist für Bahrain 2025 ein reales Wachstum von 2,8 % aus, was im Vergleich zu 2024 (ca. 2,8 %) eine stabile Entwicklung darstellt. Gleichzeitig liefert das erste Quartal 2025 starke Signale: Bahrain meldete dort ein reales Wachstum von 2,7 % (Jahresvergleich), getragen von einem Plus von 2,2 % im Nicht-Öl-Sektor. Der Ölsektor wuchs nominal um 5,3 %.

In nominaler Höhe liegt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Bahrains für 2024 bei etwa 47,8 Mrd. USD – oft zitiert als Basisgröße für Vergleiche. Das Pro-Kopf-BIP (nominal) beträgt rund 29.500 USD. Die Inflationsrate ist sehr moderat: Im ersten Quartal 2025 lag die Jahresveränderung des Verbraucherpreisindex (CPI) bei lediglich 0,1 %, was Preisstabilität signalisiert.

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Grafik: AMEPRES

Die Staatsfinanzen bleiben herausfordernd. Das Budgetdefizit wird für 2025 mit etwa –7 % des BIP erwartet, eine Belastung, die die Fähigkeit zu Investitionen einschränkt. Gleichzeitig steigen die Zinskosten für neue Anleihen, was die Refinanzierung teurer macht. Bahrain plante 2025 neue US-Dollar-Emissionsrunden, um Finanzierungslücken zu schließen.

Die Modernisierung der Sitra-Raffinerie ist ein Leitprojekt: die Kapazität soll von rund 265.000 Barrel/Tag auf bis zu 400.000 steigen, mit stärkerem Fokus auf Diesel und Kerosin – Produkte mit höherer Marge. Kurzfristig stützt das die Industrieproduktion, mittelfristig verschiebt es die Abhängigkeiten in der Energiebeschaffung.

In Bezug auf Einkommen und Lebenshaltungskosten bewegt sich Bahrain in einer oberen Mittelschicht-Position im Golf. Das Pro-Kopf-Einkommen ist hoch, aber die Verteilung bleibt schief. Viele Haushalte haben das Gefühl, dass Dienstleistungen, Mieten und Gebühren ihre Budgets unter Druck setzen.

Der Finanzplatz Manama bleibt eine strategische Säule: Bahrain ist ein regionaler Hub für islamische Finanzprodukte und Bankdienstleistungen. Das stabilisiert Einnahmen außerhalb des Ölzyklus, macht aber empfindlich gegenüber globalen Zinsbewegungen und Ratingsprüngen.

OMAN

Omans Wirtschaft zeigt 2025 eine vorsichtige Erholung mit stabiler Preislage. Der IWF prognostiziert ein reales Wachstum von 2,3 %, während das nominale BIP für 2024 bei etwa 110 Mrd. USD lag. In Kaufkraftparität (PPP) beläuft es sich auf rund 220 Mrd. USD. Das BIP pro Kopf (nominal) liegt bei rund 20.200 USD, was Oman in ein solides Mittelfeld im Golf einordnet – niedriger als Bahrain, Kuwait oder Katar, aber deutlich höher als in Nachbarstaaten wie Jordanien. Die Folge: Oman ist wohlhabend genug, um Grundversorgung und staatliche Leistungen zu sichern, aber nicht reich genug, um ohne strukturelle Reformen die hohen Ansprüche seiner Bevölkerung dauerhaft zu finanzieren.

Fiskalpolitisch hat Oman 2024 einen Haushaltsüberschuss von rund +2 % des BIP erzielt, getragen von Öl- und Gaseinnahmen. Für 2025 wird eine weitgehende Balance erwartet. Die Staatsverschuldung lag 2024 bei etwa 41 % des BIP, nach fast 60 % im Jahr 2020 – ein Rückgang, der durch Haushaltsdisziplin und hohe Energiepreise möglich wurde. Der Schuldendienst ist stabil, bleibt aber empfindlich, wenn Öl- und Gaspreise fallen. Für Investoren ist diese Schuldenreduktion ein Signal der Verlässlichkeit, doch der Druck zur Diversifizierung abseits der Energie bleibt groß.

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Grafik: AMEPRES

In der Einkommenslage zeigt sich der Abstand zu Bahrain deutlich. Der durchschnittliche Monatsverdienst liegt im Oman bei etwa 1.200–1.400 USD (rund 460–540 OMR). Zum Vergleich: in Bahrain liegt er bei über 2.000 USD. Dem gegenüber stehen durchschnittliche Lebenshaltungskosten in Maskat von rund 1.100 USD für eine Einzelperson (Miete, Transport, Lebensmittel, Nebenkosten). Eine vierköpfige Familie benötigt im Schnitt 3.500–4.000 USD pro Monat. Damit bleibt Haushalten bei durchschnittlichem Einkommen oft nur wenig Spielraum für Rücklagen, besonders in städtischen Regionen mit steigenden Mieten. Dieser Druck führt zu wachsender Unzufriedenheit unter jungen Leuten, die trotz guter Ausbildung keine adäquaten Jobs finden und länger bei den Familien wohnen.

Der Bankensektor gilt als solide und gut kapitalisiert, was Vertrauen schafft. Gleichzeitig sind Investoren vorsichtig, da Omans Wirtschaft stark auf langfristige Großprojekte wie die Häfen Duqm, Sohar und Salalah setzt. Diese Infrastruktur soll die Rolle des Landes als Handels- und Logistikknoten stärken. Kurzfristig schaffen sie Arbeitsplätze im Bau, langfristig aber nur dann nachhaltige Jobs, wenn Privatunternehmen ansiedeln.

Die Einkommens- und Lebenslage ist im Oman also fragiler als in Bahrain. Das Land bietet stabile Preise und solide öffentliche Dienstleistungen, doch viele Haushalte spüren die Grenzen des Wachstums. Die Kombination aus moderaten Gehältern, steigenden Ansprüchen und regionalen Ungleichgewichten bleibt der Kern der wirtschaftlichen Herausforderung.

Von Klimaneutralität reden beide, doch Bahrain blockiert und Oman liefert nur kleine Schritte

Die Auswirkungen des Klimawandels sind für Bahrain und Oman ähnlich drastisch, obwohl ihre Ausgangslagen unterschiedlich sind. Beide Länder gehören zu den Regionen mit den weltweit höchsten Sommertemperaturen. In Bahrain stiegen die Höchstwerte in den letzten Jahren regelmäßig über 45 Grad Celsius, in Oman wurden im Sommer 2024 in Maskat Spitzen von 49 Grad gemessen. Die Zahl der „Hitzetage“, an denen Arbeiten im Freien kaum noch möglich sind, nimmt stetig zu. Für Gesellschaften, die stark auf Bau, Logistik und Außentätigkeiten angewiesen sind, bedeutet das unmittelbare Einschränkungen im Alltag.

Besonders spürbar ist die Belastung durch Wasserknappheit. Beide Staaten verfügen kaum über eigene Süßwasserquellen und sind auf Entsalzungsanlagen angewiesen. Steigt der Meeresspiegel – wie von Klimamodellen für den Golf vorhergesagt – gefährdet das nicht nur Küstenzonen, sondern auch die Wasserinfrastruktur selbst, da Salzeintrag und Brackwasserprobleme die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigen. Hinzu kommen Gefahren für die Fischerei, wenn warmes Wasser und chemische Belastungen die Bestände schrumpfen lassen. Für die Bevölkerung wird Klimawandel so nicht als abstrakte Größe spürbar, sondern als Frage, ob Klimaanlagen laufen, ob Trinkwasser sicher ist und ob man in den heißesten Monaten draußen arbeiten kann.

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Grafiken: AMEPRES

BAHREIN

Bahrain hat sich offiziell zu internationalen Klimazielen bekannt. Das Königreich ist Unterzeichner des Pariser Klimaabkommens und hat angekündigt, bis 2060 Klimaneutralität erreichen zu wollen. Die Umsetzung ist allerdings schwierig, weil das Land weiterhin stark von Öl und Gas abhängig ist. Der Strommix basiert fast vollständig auf Gasverstromung – rund 90 % stammen aus fossilen Quellen. Der Anteil erneuerbarer Energien liegt noch unter 5 %, vor allem aus Solarprojekten.

Die Regierung hat eine Nationale Energie-Strategie vorgestellt, die vorsieht, bis 2035 etwa 20 % erneuerbare Energien in den Strommix zu integrieren. Dafür werden große Photovoltaikfelder in der Wüste sowie Solaranlagen auf Dächern von Regierungsgebäuden und Moscheen gebaut. Windkraft spielt wegen des engen Raums nur eine kleine Rolle. Um die wachsende Nachfrage zu bremsen, investiert Bahrain in Netzmodernisierung und Effizienzprogramme.

Beim Verkehr setzt das Land auf Elektrifizierung: erste Förderprogramme für Elektrofahrzeuge laufen, Ladestationen entstehen vor allem in Manama. Doch die Quote von E-Autos ist noch verschwindend gering. Geplant ist ein schrittweises Programm, bei dem öffentliche Busse elektrifiziert werden und die großen Straßenachsen smarte Ampelsysteme erhalten, um Staus und Emissionen zu senken.

Problematisch bleibt, dass Bahrain gleichzeitig seine Ölraffinerie massiv erweitert – ein Schritt, der die eigene Klimastrategie ins Gegenteil verkehrt. Während internationale Foren über Ausstieg und Dekarbonisierung sprechen, setzt Bahrain auf mehr fossile Verarbeitungskapazität. Diese Investition bindet das Land für Jahrzehnte an eine fossile Infrastruktur, die kaum mit Klimaneutralität vereinbar ist. Statt glaubwürdige Schritte zur Transformation einzuleiten, wird kurzfristiger Profit über langfristige Nachhaltigkeit gestellt. Für die Umwelt ist das ein Rückschritt, für die Glaubwürdigkeit der Klimapolitik ein Schlag ins Gesicht.

OMAN

Oman ist wie Bahrain Teil des Pariser Klimaabkommens und hat sich ehrgeizigere Ziele gesetzt: Klimaneutralität bis 2050. Das Sultanat setzt auf einen Energiemix, der deutlich breiter angelegt ist. 2025 stammen noch immer etwa 85 % der Stromerzeugung aus Gas, aber der Anteil erneuerbarer Energien wächst schneller als in Bahrain. Bereits rund 10 % des Stroms kommen aus Solar- und Windkraft, besonders aus Projekten im Süden des Landes.

Zentrale Projekte sind der Solarpark Ibri II mit einer Kapazität von über 500 Megawatt sowie Windfarmen in Dhofar, die seit 2023 ans Netz gegangen sind. Bis 2030 plant Oman, den Anteil der Erneuerbaren auf 30 % zu steigern. Parallel verfolgt das Land große Programme im Bereich grüner Wasserstoff. Oman gilt als einer der attraktivsten Standorte dafür, weil Sonne, Wind und verfügbare Flächen zusammenkommen. Internationale Konsortien investieren Milliarden in Pilotanlagen, die ab 2026 exportfähigen Wasserstoff produzieren sollen.

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Ibri II mit einer Kapazität von über 500 Megawatt

Im Bereich Elektrifizierung geht Oman vorsichtiger vor als Bahrain. Öffentliche Busse werden testweise elektrifiziert, private E-Autos sind selten. Wichtiger ist die Stromversorgung insgesamt: In heißen Sommermonaten kommt es immer wieder zu Netzlastspitzen und Ausfällen. Speicherlösungen und neue Leitungen werden als vordringlich betrachtet, um Klimaziele nicht nur auf dem Papier zu verfolgen.

Auch der Verkehr wird stärker in Richtung Klimaneutralität gedrückt. Maskat investiert in eine moderne ÖPNV-Struktur mit klimatisierten Bussen und einer geplanten Straßenbahn. Parallel gibt es Programme, die Küstenstädte klimaresistenter machen sollen, etwa durch Deiche und Schutzanlagen gegen steigende Meeresspiegel.

Oman verbindet seine Klimapolitik stärker als Bahrain mit seiner Rolle als Exporteur neuer Energien. Doch auch hier gilt: die großen Wasserstoffprojekte und erneuerbaren Initiativen sind bisher mehr Zukunftsmusik als gelebte Realität. Der Umbau kommt voran, aber zu langsam angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich das Klima verändert. Die Politik setzt weiterhin auf Energieexporte, statt radikal in die Dekarbonisierung des eigenen Verbrauchs zu investieren. Damit bleibt die Kluft zwischen Ambition und Umsetzung auch im Oman deutlich sichtbar.

Menschenrechte: in Bahrain herrscht offene Härte, in Oman kontrollierte Einschränkung

BAHREIN

Die Menschenrechtslage in Bahrain ist seit Jahren von Repression geprägt. Besonders nach den Protesten von 2011, die vor allem aus der schiitischen Bevölkerungsmehrheit getragen wurden, hat das Königshaus seine Sicherheitsapparate massiv gestärkt. Politische Opposition wird kaum noch geduldet. Parteien, die offen gegen die Regierung standen – etwa al-Wefaq oder Waad – sind verboten, viele ihrer Funktionäre sitzen bis heute in Haft. Internationale Organisationen dokumentieren regelmäßig Fälle von politischen Gefangenen, die ohne faires Verfahren verurteilt wurden.

Die Pressefreiheit ist stark eingeschränkt. Unabhängige Zeitungen gibt es praktisch nicht mehr, kritische Journalisten arbeiten im Exil oder unter hohem Risiko. Medien stehen unter direkter Aufsicht des Informationsministeriums, Online-Plattformen werden überwacht, kritische Webseiten blockiert. Auch in diesem Jahr kam es erneut zu Verhaftungen von Bloggern, die Korruption thematisierten. Bahrain rangiert im Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen regelmäßig auf den hinteren Plätzen.

Auch die Religionsfreiheit ist ein Konfliktpunkt. Während Sunniten privilegiert sind, fühlen sich die schiitischen Bevölkerungsgruppen strukturell benachteiligt – sei es beim Zugang zu politischen Ämtern, im öffentlichen Dienst oder bei Sicherheitsbehörden. Moscheen und religiöse Zentren der Schiiten wurden in der Vergangenheit geschlossen oder überwacht.

Die Todesstrafe wird in Bahrain weiterhin angewendet. Heute sind mehrere Gefangene akut von der Vollstreckung bedroht, darunter Aktivisten, die in Prozessen mit erzwungenen Geständnissen verurteilt wurden. Rückblicke zeigen, dass in den letzten Jahren mehrere Hinrichtungen stattfanden, die international für Aufsehen sorgten. So wurden im Juli 2019 Ali al-Arab und Ahmed al-Malali wegen angeblicher Beteiligung an terroristischen Aktivitäten hingerichtet, obwohl Menschenrechtsgruppen Folter und erzwungene Geständnisse belegten. Im Jahr 2020 wurde der junge Mann Mohammed Ramadan erneut in den Schlagzeilen genannt, weil ihm trotz schwerer Zweifel an der Beweislage die Todesstrafe drohte. Diese Fälle prägen bis heute die Debatte, da sie zeigen, dass in Bahrain die Todesstrafe vor allem gegen politische Gegner eingesetzt wird und weniger als Instrument klassischer Strafjustiz. Internationale Organisationen warnen, dass die Gefahr neuer Hinrichtungen nach ähnlichem Muster weiterhin hoch ist.

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Bahrein: Gewalt gegen Protestierende

Im Bereich der Frauenrechte gibt es Fortschritte auf dem Papier – etwa beim Zugang zu Bildung und im öffentlichen Leben. Frauen sind heute in Ministerien und Behörden vertreten, es gibt weibliche Abgeordnete im Parlament. Doch rechtlich sind Frauen nach wie vor benachteiligt, insbesondere im Familienrecht, wo Väter und männliche Verwandte dominieren. Auch Schutz vor häuslicher Gewalt ist unzureichend. Internationale Organisationen kritisieren Bahrain deshalb trotz einzelner Reformschritte als Land, in dem die Gleichstellung weit von der Realität entfernt ist.

Ein besonderes Gefälle zeigt sich in Bahrain zwischen städtischen Zentren wie Manama und den Dörfern im ländlichen Umland, wo vor allem die schiitische Bevölkerung lebt. In den Städten ist die staatliche Kontrolle sichtbarer, doch gleichzeitig gibt es dort besseren Zugang zu Arbeitsplätzen, Bildung und Gesundheitsversorgung. In den Dörfern hingegen ist die Armut oft höher, die Infrastruktur schwächer ausgebaut, und die Überwachung durch Sicherheitskräfte stärker spürbar. Gerade dort kam es immer wieder zu Protesten, die hart unterdrückt wurden. Die Diskrepanz zwischen Stadt und Land verstärkt so das Gefühl struktureller Ungleichheit.

OMAN

Die Lage im Oman ist weniger dramatisch als in Bahrain, aber auch hier sind die Freiheitsrechte stark eingeschränkt. Politische Opposition spielt im Sultanat faktisch keine Rolle. Es gibt keine Parteien, nur beratende Räte, und Kritik am Sultan oder an der Regierung ist tabu. Wer rote Linien überschreitet, riskiert Verhöre oder Haftstrafen. Journalisten arbeiten in einem Klima der Selbstzensur – kritische Berichte über Korruption oder das Militär sind praktisch nicht möglich. Internationale Indizes stufen die Pressefreiheit daher als „problematisch“ ein, wenngleich Oman weniger brutal gegen Medien vorgeht als Bahrain.

Die Menschenrechtslage zeigt auch im Oman deutliche Defizite. Willkürliche Verhaftungen von Aktivisten sind dokumentiert, besonders im Zusammenhang mit Online-Beiträgen. Das Cyberkriminalitätsgesetz wird weiterhin als Instrument genutzt, um Dissens im Internet zu bestrafen. Es gibt aktuelle Fälle, in denen schon das Teilen regierungskritischer Inhalte in sozialen Medien zu Strafen führte. Internationale NGOs weisen darauf hin, dass die Verfahren oft ohne transparente Standards ablaufen.

Bei der Religionsfreiheit ist Oman offiziell toleranter aufgestellt. Muslime unterschiedlicher Richtungen, Christen, Hindus und Buddhisten können ihre Religion praktizieren, und besonders in Maskat gibt es Kirchen und Tempel. Doch das Recht zur freien Missionierung oder zum Aufbau neuer religiöser Gemeinschaften ist stark beschränkt, und staatliche Aufsicht über religiöse Inhalte bleibt hoch. Kritik am Islam oder offene Atheismus-Bekundungen können strafrechtlich verfolgt werden.

Die Todesstrafe existiert in Oman im Strafgesetzbuch, wird aber nur selten angewendet. Vollstreckungen betreffen in der Regel Kapitalverbrechen wie Mord oder Drogenschmuggel. In den vergangenen Jahren wurde der Fall von Ali bin Khamis al-Busaidi bekannt, der wegen eines brutalen Mordes in der Region Dhofar zum Tode verurteilt und später hingerichtet wurde. Ebenso berichteten Medien über mehrere Verurteilungen wegen großangelegten Drogenschmuggels, bei denen Gerichte das Todesurteil bestätigten. Anders als in Bahrain steht die Todesstrafe hier weniger im politischen Kontext, sondern wird primär als abschreckendes Strafmaß im Bereich Schwerkriminalität angewendet. Dennoch bleiben Verfahren intransparent, und internationale Beobachter kritisieren den fehlenden Zugang zu Prozessen.

Die Frauenrechte zeigen sich im Oman in einem gemischten Bild. Frauen nehmen stärker am Arbeitsmarkt teil, insbesondere in Bildung, Verwaltung und im Gesundheitswesen. Sie haben in den letzten zwei Jahrzehnten sichtbare Fortschritte erzielt. Doch das Familienrecht bleibt patriarchalisch geprägt. Männer behalten in vielen Fällen die Vormachtstellung bei Scheidungen, Sorgerechten und Erbschaften. Initiativen für Gleichstellung existieren, doch ihr Tempo ist langsam, und gesellschaftliche Traditionen bremsen Reformen.

Ein Gefälle zwischen Stadt und Land ist auch im Oman erkennbar. In Maskat und den Küstenregionen profitieren die Menschen von besserer Infrastruktur, modernen Krankenhäusern und höheren Einkommen. In den ländlichen Gebieten des Inneren und im Süden – etwa in Dhofar – ist der Zugang zu staatlichen Dienstleistungen oft schwächer. Bildungseinrichtungen sind dort knapper, Arbeitsmöglichkeiten begrenzter, und Frauenrechte werden stärker durch traditionelle Rollenbilder eingeschränkt. Während in den Städten eine gewisse Offenheit herrscht, prägen in den Dörfern konservative Strukturen den Alltag und engen den Handlungsspielraum zusätzlich ein.

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Insgesamt herrscht im Oman eine ruhigere, aber nicht freiere Atmosphäre: Repression ist weniger sichtbar, aber strukturell vorhanden. Die Bevölkerung arrangiert sich mit einem autoritären System, das soziale Stabilität über individuelle Rechte stellt.

Bahrain und Oman bauen gemeinsame Brücken in der Region und suchen ihren Platz auf der Weltbühne

Bahrain und Oman pflegen eine engere Nachbarschaft, als es die Landkarte vermuten lässt. Beide Regierungen haben zu Jahresbeginn ihre Zusammenarbeit sichtbar ausgebaut: Manama und Maskat vereinbarten ein gemeinsames Programm für Strom– und Erneuerbaren-Projekte bis 2030, bekräftigten gegenseitige Investitionen und hoben den bilateralen Handel hervor, der zuletzt um die Milliarde US-Dollar lag. Hinter den Kommuniqués stehen greifbare Formate: Ministertreffen im Monatsrhythmus, Messen für kleine und mittlere Firmen, sowie abgestimmte Vorhaben bei Netzausbau, Wasserentsalzung und Wasserstoff. Diese praktische Agenda ist weniger spektakulär als große Gipfel, trägt aber den Alltag der Beziehungen.

Auch strategisch rücken sich beide Staaten näher. Sie unterstützen die Modernisierung der GCC-Infrastruktur von der Strom- bis zur künftigen Bahnintegration, loten Lieferketten über Duqm, Sohar und Khalifa Bin Salman Port aus und stimmen sich in regionalen Foren ab. Das Muster ist klar: Mehr Resilienz gegen Schocks im Handel und auf See, mehr Redundanz in Netzen, mehr industriepolitische Kooperation. Dass Vieles davon noch Plan ist, ändert nichts am Kurs.

BAHREIN

Bahrain positioniert sich sicherheitspolitisch als engster US-Partner am Golf. Das Königreich beherbergt die Zentrale der US-Fünften Flotte und des Naval Forces Central Command in Manama und ist seit dem „Comprehensive Security Integration and Prosperity Agreement“ noch enger an Washington gebunden. London ist dem Rahmen inzwischen beigetreten. In der Praxis heißt das: koordiniertes Lagebild, gemeinsame Übungen, integrierte Luft- und Seeraum-Sicherheit – sichtbar in den multinationalen Schutzmissionen für die Schifffahrt. Bahrain trat zudem der US-geführten Operation Prosperity Guardian bei, die Handelsrouten im Roten Meer und Golf von Aden absichern sollte.

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Naval Forces Central Command in Manama

Außenpolitisch balanciert Manama zwischen neuer Offenheit und alten Gräben. Mit Israel unterhält Bahrain seit den Abraham-Abkommen diplomatische Beziehungen; 2025 nahm das Land einen neuen israelischen Botschafter in Manama auf – begleitet von Protesten –, hielt die eigene Botschafterstelle in Tel Aviv aber weiterhin vakant. Gleichzeitig sondiert Bahrain einen vorsichtigen Neustart mit dem Iran und hat die Blockade mit Katar überwunden. Diese Triangulation – Sicherheitsanker USA, wirtschaftliche Öffnung gen Asien und Europa, kontrollierte Kanäle zu Teheran – spiegelt den Anspruch, Risiken zu verteilen, ohne Kernallianzen zu gefährden.

Im Israel-Gaza-Krieg verurteilte Manama Gewalt gegen Zivilisten, hielt an der Zwei-Staaten-Formel fest und verband dies mit der schlichten Realie, dass die amerikanische Marinesicherheit im Königreich verankert ist. Zugleich wirkt Bahrain als nichtständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats 2026/27 mit neuem Gewicht in Debatten über Nahost und Seesicherheit. In der Ukraine-Frage stimmte Bahrain bei zentralen UN-Resolutionen für die territoriale Integrität Kiews.

Ökonomisch sucht Bahrain Breite: Investitionsabkommen mit den USA – flankiert durch das seit 2006 geltende bilaterale Freihandelsabkommen – sowie neue Achsen nach Europa und China (inklusive strategischer Partnerschaft und Zunahme des Warenverkehrs) sollen den kleinen Markt an globale Lieferketten hängen. Aluminium, Finanzen und IKT sind die Träger dieser Außenwirtschaftslinie; große US-Deals im Sommer sowie ein italienisch-bahrainisches Paket im Herbst unterstreichen das.

OMAN

Oman kultiviert strategische Autonomie: Das Land pflegt pragmatische Beziehungen zu allen Nachbarn, hält einen offenen Kanal nach Iran, arbeitet eng mit Saudi-Arabien und den VAE zusammen und bleibt in Konflikten als Vermittler gefragt. Diese Rolle trug auch in diesem Jahr: In Maskat liefen entscheidende Kontakte zur Feuerpause im Jemen, bei denen Oman mit US-Unterstützung Gespräche zwischen Washington und den Huthi anbahnte. Zur Lage in Gaza bezog Oman klar Stellung, verurteilte den Beschuss von Zivilisten und forderte ungehinderten humanitären Zugang, ohne diplomatische Beziehungen zu Israel aufzunehmen.

Sicherheitsgeografisch denkt Muscat über den Golf hinaus. In Duqm betreibt Großbritannien eine große Logistik- und Marinebasis, die Einsätze im Arabischen Meer und Indischen Ozean stützt; zugleich bindet Oman sich über ein Freihandelsabkommen eng an die USA. So entstehen parallele Brücken: Westen für Sicherheit und Markt, Iran und Jemen für Deeskalation, Indien und Ostasien für Handel. In den UN-Abstimmungen zur Ukraine stellte Oman sich wie Bahrain hinter die Prinzipien der territorialen Integrität.

Im Außenhandel diversifiziert Oman schneller als früher. China ist wichtigster Abnehmer von Rohöl und Gas, die VAE zentraler nicht-ölbezogener Handelspartner; parallel wächst Europas Interesse an „grünen“ Vorhaben. Im Inland koppelt Muscat Außenpolitik eng an Industriepolitik: Freizonen wie Duqm und Sohar, Großprojekte zu Wind, Solar und grünem Wasserstoff, gemeinsame VAE-Investitionen in „grüne Metalle“ und die Ansiedlung von Elektrolyse-Herstellern aus China signalisieren, wohin die Außenwirtschaft zielt – mehr Wertschöpfung im Land, weniger Abhängigkeit vom reinen Ölverkauf.

In den Konflikten der Region sucht Oman „De-Risking“ statt Schlagzeilen: keine Teilnahme an Militärkoalitionen auf See, dafür diplomatische Fehlersuche im Maschinenraum der Krisen und technische Kooperation in Energie, Wasser und Netzen mit allen, die verlässlich liefern. Das macht das Sultanat zu einem gesuchten Gesprächspartner – und zwingt es zugleich, in heiklen Phasen den eigenen Kurs ruhig, aber robust zu halten.

Ein schwieriges Jahr voraus – offene Aufgaben und echte Möglichkeiten

BAHRAIN

Bahrain tritt in das kommende Jahr mit einer doppelten Last. Einerseits bleibt das Land eng eingebunden in die Sicherheitsarchitektur der USA und Großbritanniens, was Stabilität sichert, aber außenpolitische Spielräume einengt. Andererseits steigen die sozialen Erwartungen im Inneren, während die Wirtschaft ohne neue Impulse schwächelt. Die Ausweitung der Ölraffinerie steht im offenen Widerspruch zu den eigenen Klimaversprechen. Kritiker sprechen davon, dass Manama an einer alten Leitplanke festhält, die längst brüchig geworden ist. Nötig wären mehr Investitionen in Bildung, Forschung und Digitalisierung, die reale Teilhabe schaffen, anstatt bloß den Finanzplatz zu stützen. Die Regierung muss außerdem Antworten auf die alte Konfliktlinie zwischen sunnitischer Herrscherfamilie und schiitischer Bevölkerungsmehrheit geben. Ohne spürbare Öffnungen in Justiz, Verwaltung und Parlament könnte sich der Druck im Inneren verstärken.

OMAN

Oman geht das kommende Jahr vorsichtiger an, aber auch hier bleiben die Herausforderungen erheblich. Das Sultanat hat sich mit seinen Projekten im Bereich grüner Wasserstoff und Freizonen ehrgeizige Ziele gesetzt. Doch bislang fehlen die großen Abnehmerverträge, die den Export zu einer echten Einnahmequelle machen. Im Inneren lasten steigende Lebenshaltungskosten und Jugendarbeitslosigkeit auf dem sozialen Gefüge. Die Regierung muss klären, ob ihre Vision einer diversifizierten Wirtschaft mehr ist als ein Plan auf Papier. Außenpolitisch kann Muscat weiterhin als Vermittler glänzen, etwa im Jemen. Doch je länger regionale Konflikte andauern, desto größer die Gefahr, dass auch Oman hineingezogen wird. Die Gratwanderung zwischen Iran, Saudi-Arabien und dem Westen erfordert im kommenden Jahr noch mehr diplomatisches Geschick.

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Rashid, der Sondergesandte aus Bahrain, sitzt ein Jahr später wieder an seinem Schreibtisch. Die Lampe flackert noch immer, als hätte auch sie die Mühen der Monate gespürt. Die Karte, auf der er einst die Linien von Khalifa bin Salman nach Sohar zog, liegt nun zerknittert vor ihm. Manche Projekte, die er damals mit Bleistift skizzierte, sind heute auf dem Papier festgeschrieben, andere warten noch auf die Umsetzung.

Er erinnert sich an das Treffen in Maskat. Freundliche Worte, Vereinbarungen über Netze, über Speicher, über Wasser. Nichts Spektakuläres, aber kleine Bausteine, die tragen könnten. Doch jeden Tag erlebt er das Gleiche: Er arbeitet, er plan­t, er spricht mit Beamten und Ministern, er unterschreibt Papiere, sogar Verträge werden geschlossen – und doch bleibt so vieles stecken. Ideen, die er mitgetragen hat, verschwinden im Sand, noch bevor sie in Beton gegossen werden. Diese Leere zwischen den Versprechen und der Wirklichkeit nagt an ihm.

Als er an diesem Abend vom Balkon hinunter in die Bucht von Manama schaut, sieht er die Positionslichter der Öltanker. Sie wirken größer, länger und schwerer als noch vor einem Jahr, als würde mit jedem neuen Schiff mehr Last in die Zukunft getragen. Und er wünscht sich, dass das Morgen weniger von Tankern als von Ideen bestimmt sein wird.


Quellenliste mit Links
  • Amepres Lokaljournalisten-Netzwerk Maskat/Dubai/Jerusalem
Einleitung / Allgemeiner Lageüberblick
Zwei Monarchien am Golf – Staatsform und Entscheidungswege
Innenlage: Gesellschaft, Recht, Verwaltung des Alltags
Wirtschaft, Zahlen, Treiber, Finanzplätze
Klima, Elektrifizierung, erneuerbare Energien
Menschenrechte, Pressefreiheit, Gesellschaft
Außenpolitik und Außenhandel
Ausblick 2026 / Schlussgeschichte
  • Kontext aus allen oben genannten Quellen, ergänzt um Projektankündigungen aus Regierungsstellen Bahrain und Oman (2024/25).

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